Part 2: Umweltschutz und Mobilitätskonzepte in der Region München
Ergebnisse der bevölkerungsrepräsentativen Winterumfrage 2016/2017 in der Region München
München, April 2017
Die erwachsene deutschsprachige Bevölkerung der Region München, also der Stadt München und deren angrenzende Landkreise, wird durch das Regionalinstitut für Mittelstandsmarktforschung (RIM Marktforschung GmbH) viermal jährlich im Rahmen einer bevölkerungsrepräsentativen Mehrthemenumfrage (regionale Omnibusumfrage) zu verschiedensten Themen aus Wirtschaft, Politik, Sozialem und zur allgemeinen Stimmungslage schriftlich befragt.
In der Rubrik „Leben in Zeiten gesellschaftlichen Wandels“ wurden in der diesjährigen Winterumfrage 2016/2017 die allgemeine Einstellung der Bevölkerung zum Thema Umweltschutz sowie die Akzeptanz verschiedener Mobilitätskonzepte untersucht.
Die Winterumfrage 2016/2017 war vom 09. Februar bis 02. März 2017 im Feld. Befragt wurden 760 Personen.
1. Allgemeine Einstellung zum Umweltschutz
22% der Bevölkerung, also mehr als ein Fünftel der Erwachsenen in der Region München, sind der Ansicht, dass derzeit zu viel Wirbel um den Umweltschutz gemacht wird. Fast jeder Dritte (30%) vertritt darüber hinaus den Standpunkt, dass aktuelle Maßnahmen rund um den Umweltschutz vollkommen ausreichend sind. Etwa zwei Drittel der Befragten in der Stadt München und in den Landkreisen um München herum sehen hingegen Handlungsbedarf:
„Ganz allgemein betrachtet, wie beurteilen Sie folgende Aspekte in Bezug auf Umweltschutz?“
Basis: Alle Befragten Region München n=760
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für den Umweltschutz getan wird,
reicht vollkommen aus [visualizer id=“4270″]
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zu viel Wirbel
um den Umweltschutz gemacht [visualizer id=“4270″]
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Die Einstellung zum Umweltschutz korreliert – soziodemografisch betrachtet – sowohl mit dem Alter als auch mit dem formalen Bildungsstand und dem Einkommen. Vereinfacht gesagt: je älter der Befragte und je niedriger der formale Bildungsstand und das Einkommen, desto eher wird die These bejaht, dass heutzutage zu viel Aufsehen um den Schutz der Umwelt betrieben wird.
„Ganz allgemein betrachtet, wie beurteilen Sie folgende Aspekte in Bezug auf Umweltschutz?“
Basis: Alle Befragten Region München n=760
Beispiel: Altersgruppen
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Signifikante Unterschiede in der Grundeinstellung zum Umweltschutz sind auch nach Parteiensympathie zu beobachten. Anhänger von SPD und Grünen betrachten die Thematik deutlich kritischer als Anhänger der CSU. Während im Lager der Grünen 81% und im Lager der SPD 68% der Meinung sind, dass aktuelle Maßnahmen mitnichten ausreichen, ist das Lager der CSU-Sympathisanten gespalten: 45% sehen keinen weiteren Handlungsbedarf, 44% durchaus schon.
2. Einstellung zu umweltorientierten Mobilitätskonzepten
Auf die Frage: „Welche der folgenden Mobilitätskonzepte würden Sie für Ihre Stadt oder Gemeinde begrüßen bzw. ablehnen?“ zeigen sich deutliche Akzeptanzunterschiede in der Gesamtbevölkerung. Während hinsichtlich des Ausbaus von Rad- und Fußwegen sowie eines generellen Ausbaus des öffentlichen Personennahverkehrs breiter Konsens besteht – knapp vier Fünftel der Befragten in der Region würden diese Maßnahmen begrüßen – wird die Einschränkung des motorisierten Individualverkehrs (Auto, Motorräder etc.) in Zentren kritischer betrachtet. Nur mehr 47% der Befragten würden diese Maßnahme begrüßen, 32% ablehnen, 21% haben dazu aktuell keine Meinung.
Vergleichsweise hohe Zustimmungswerte erhalten Vorschläge, Teilbereiches des Verkehrs (ÖPNV, Müllabfuhr, Stadtreinigung, Taxiflotte) auf Elektrofahrzeuge umzustellen. Ebenso würden der Aufbau und die Förderung einer öffentlichen Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge mehrheitlich (66%) begrüßt.
Etwas mehr als jeder Zweite (57%) befürwortet eine finanzielle Förderung privat genutzter Elektrofahrzeuge, 19% lehnen diese ab. Etwa die Hälfte der Befragten spricht sich für eine Förderung von Mietrad- bzw. Car Sharing-Angeboten aus.
Die folgende Grafik zeigt die Akzeptanz der unterschiedlichen Konzepte im Überblick:
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Ausbau von Rad- und Fußwegen & Förderung von Mietrad-Angeboten
Die breite Zustimmung zum Ausbau von Rad- und Fußwegen ist unabhängig vom Wohnort (Stadt München, Umland) zu beobachten. Signifikante Ausschläge nach oben sind jedoch unter jungen Erwachsenen bis 30 Jahre (Zustimmung 88%), Haushalten mit minderjährigen Kindern (85%) und formal höher Gebildeten (83%) festzustellen. Anhänger von SPD und Grünen würden diese Maßnahme mit 86% bzw. 87% zwar ebenfalls signifikant häufiger begrüßen, doch auch im CSU-Lager ist eine mehrheitliche Zustimmung von 78% für diese Straßenbaumaßnahme vorhanden. Personen, die der Ansicht sind, dass bereits genug für den Umweltschutz getan wird, würden sich ebenfalls zu 73% über mehr Rad- und Fußwege freuen.
Die Zustimmung zur Förderung von Mietrad-Angeboten hängt hingegen stark vom Wohnort (Stadt vs. Umland), dem Alter, der formalen Schulbildung sowie der finanziellen Situation ab. So würden beispielsweise die unter 30-Jährigen diese Maßnahme zu 60% begrüßen, während in den übrigen Altersgruppen die Zustimmungswerte zwischen 34% und 50% liegen. Unter der Bevölkerung der Stadt München sprechen sich mit 55% signifikant mehr Befragte für die Förderung von Mietrad-Angeboten aus als unter der Umlandbevölkerung (38%). Am häufigsten (64%) würden Anhänger der Grünen die Maßnahme begrüßen, während SPD- und CSU-Anhänger mit 54% und 47% nicht signifikant vom Bevölkerungsdurchschnitt abweichen. Zu beachten ist, dass mit 35% über ein Drittel der Bevölkerung keine spezifische Meinung zu dem Thema hat.
Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV): Ausbau und Ausstattung mit Elektrofahrzeugen
Der generelle Ausbau des ÖPNV findet in der Region München über alle Teilgruppen hinweg breite Zustimmung. Die meisten Befürworter sind unter finanziell gut Situierten (Zustimmung: 92%), Männern (82%) sowie der Stadtbevölkerung (81%) zu beobachten. Auch unter Personen, die der Meinung sind, dass derzeit nicht genug für den Umweltschutz getan wird, stellt der Ausbau des ÖPNV eine vordringliche Maßnahme dar (84%), die im Übrigen auch die „bereits Umweltschutz-Gesättigten“ zu 72% begrüßen würden.
Die vollständige Umstellung des ÖPNV auf Elektrofahrzeuge stellt bevölkerungsweit eine Maßnahme dar, zu der 28% (noch) keine Meinung haben. Während diesbezüglich hinsichtlich Geschlecht und Altersgruppen keine signifikanten Akzeptanzunterschiede feststellbar sind, ist eine signifikant höhere Zustimmung unter formal gut Gebildeten (Zustimmung: 73%) und höheren Einkommensklassen (76%) auszumachen. Insbesondere auch für diejenigen, denen das Umwelt-Engagement derzeit nicht weit genug geht, stellt die Umstellung des ÖPNV auf Elektrofahrzeuge ein probates Mittel dar (74%).
Nach Parteiensympathie ausgewertet, befürworten mit 71% unter SPD- und 74% unter Grünen-Anhängern signifikant mehr Personen die Maßnahme als unter CSU-Anhängern (55% dafür, 18% dagegen, 27% keine Meinung dazu).
Elektrofahrzeuge: finanzielle Förderung der privaten Nutzung und Aufbau der Ladeinfrastruktur
Etwas mehr als jeder zweite Erwachsene in der Region München (57%) befürwortet derzeit die finanzielle Förderung privat genutzter Elektroautos. 19%, also knapp jeder Fünfte, lehnt diese ab. Ein Viertel der Bevölkerung hat dazu keine Meinung. Befürworter finden sich vor allem unter jungen Erwachsenen bis 30 Jahre (Zustimmung: 68%), Personen mit formal hohem Bildungsabschluss (63%) und in hohen Einkommensklassen (67%). Unter Befragten, denen die momentanen Umweltschutzmaßnahmen nicht weit genug gehen, findet die finanzielle Förderung von Elektrofahrzeugen zur privaten Nutzung zu 65% Anhänger. Männer lehnen diese Maßnahme mit 24% signifikant überdurchschnittlich häufig ab.
Breiteren Zuspruch in der Bevölkerung findet hingegen der Plan, eine öffentliche Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge aufzubauen und zu fördern. Insgesamt sprechen sich 66% der Gesamtbevölkerung in der Region München dafür aus. Diesen stehen mit 7% verhältnismäßig wenige Ablehner gegenüber. Befürworter sind vor allem unter der männlichen Bevölkerung (Zustimmung: 72%), unter gut gebildeten (77%) und einkommensstarken (78%) Gruppen zu beobachten. Nach Parteienlagern betrachtet, befürworten vor allem die SPD- und Grünen-Anhänger mit je 75% diese Maßnahme. Unter CSU-Anhängern liegt die Akzeptanz derzeit bei 59%, wobei mit 13% ein signifikant hoher Ablehneranteil zu beobachten ist.
Elektrofahrzeuge: Umstellung von Müllabfuhr, Stadtreinigung und Taxiflotte
Knapp ein Drittel der Bevölkerung in der Region München hat sich bislang kein Bild zur Umstellung von Müllabfuhr, Stadtreinigung und Taxiflotte auf Elektrofahrzeuge gemacht. Der Rest würde die Maßnahmen überwiegend begrüßen: 60% der Bevölkerung befürworten die Elektrifizierung von Müllabfuhr und Stadtreinigung, 57% sind für die Umstellung der Taxiflotte auf E-Fahrzeuge. Diesen stehen 12% (Müllabfuhr, Stadtreinigung) bzw. 13% (Taxiflotte) Ablehner gegenüber. Auch bei diesen beiden Maßnahmen korreliert die Zustimmung mit dem formalen Bildungsstand sowie der Höhe des Haushaltseinkommens. Beliebt ist das Thema besonders unter SPD-Anhängern: 72% befürworten die Maßnahme bei Taxis, 70% in Bezug auf Müllabfuhr und Stadtreinigung. Geringere Akzeptanz ist im Lager der CSU zu beobachten: nur 47% sind für eine Umstellung der Taxis auf Elektrofahrzeuge, signifikant mehr (20%) sogar gegen diese Maßnahme.
Förderung von Car Sharing
Jeder zweite Befragte aus der Region München spricht sich für die Förderung von Car Sharing-Angeboten aus. 16% lehnen diese ab, mehr als ein Drittel hat dazu aktuell keine Meinung. Beliebt ist die Maßnahme unter jungen Erwachsenen bis 30 Jahre (63%) sowie ebenfalls wieder gut gebildeten und einkommensstarken Personen. Auch im Lager der SPD- und Grünen-Anhänger ist mit 58% bzw. 67% ein hoher Anteil an Befürwortern auszumachen. Wer minderjährige Kinder im Haushalt hat, sieht zu 22% keinen Bedarf für entsprechende Förderprogramme.
Einschränkung des motorisierten Individualverkehrs in Zentren
Die Einschränkung des motorisierten Kfz-Verkehrs in Zentren stößt als einzige der abgefragten Maßnahmen auf deutlich geteiltes Echo: 47% der Bevölkerung in der Region München würden die Restriktionen begrüßen, 32% ablehnen, 21% haben dazu keine Meinung. Selbst unter Befragten, die hinsichtlich des Umweltschutzes im Allgemeinen Handlungsbedarf sehen, begrüßen mit 59% vergleichsweise wenige diese Maßnahme, 28% lehnen sie sogar ab.
Unter der Stadtbevölkerung liegt der Unterstützer-Anteil bei über der Hälfte (53%), im Umland bei 40%.
Nach Parteienlagern betrachtet, würden derzeit 62% der SPD- und 66% der Grünenanhänger eine Einschränkung des Kfz-Verkehrs in Zentren befürworten, 26% der SPD- und 22% der Grünenanhänger lehnen diese ab. Im Lager der CSU-Anhänger ist eine Mehrheit von 45% gegen eine derartige Maßnahme, 32% begrüßen sie, der Rest der CSU-Anhänger hat keine Meinung dazu.
3. Performance der Städte und Gemeinden in der Region München
Auf die Frage: „Wie beurteilen Sie derzeit Ihre Stadt bzw. Gemeinde in Bezug auf die oben genannten umwelt- und klimaorientierten Mobilitätsangebote?“, geben 32% der Bevölkerung in der Region München an, dass sich die eigene Stadt bzw. Gemeinde insgesamt sehr stark bzw. stark für die abgefragten Mobilitätsangebote einsetzt, 39% beurteilen das Engagement als weniger stark oder gänzlich fehlend. 29% aller Befragten trauen sich diesbezüglich kein Urteil zu. Unter der Bevölkerung der Stadt München sind 41% davon überzeugt, dass sich die Stadt München bereits sehr stark oder zumindest stark dafür einsetzt. Im Umland haben nur 22% diesen Eindruck von ihrer Gemeinde.
Befragte in der Region München, die sich allgemein mehr Einsatz für den Umweltschutz wünschen, sind zu 46%, also knapp zur Hälfte, der Ansicht, dass es an Engagement für die abgefragten umweltorientierten Mobilitätsangebote am eigenen Wohnort mangelt.
Die ausführliche Analyse kann in Form eines Tabellenbandes zu einer Gebühr von 980 Euro (netto) erworben werden.
Weitere Veröffentlichungen zu den regionalen Trendumfragen finden Sie unter www.rim-marktforschung.de/blog.
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